⇐ Zurück zur Übersicht

Antoni Donchev´s Theatre Jazz Band (BG), Sommer-Trovesi-Schoof-Phillips (D, I, F) und Jörg Hegemann Woogie Trio (D)

Antoni Donchev 's Theatre Jazz Band

Zwischen Kammermusik, Folk und Jazz: The State of Art osteuropäischer Theater- und Filmmusik

"Dieses Album enthält Fragmente von Musik, die ich für Theaterstücke und Film-Features komponierte", schreibt der bulgarische Pianist Antoni Donchev im wunderschön gestalteten Booklet seiner aktuellen CD "Dom No. 13 - Haus Nr. 13". Diese Beschreibung ist Understatement pur, charakteristisch für Donchev. Objektiver wird der Pianist da schon von Godehard Lutz eingeschätzt, der im "Jazzpodium" schrieb: "Den jazzmusikalischen Höhepunkt brachte der bulgarische Pianist Antoni Donchev mit seiner Theatre Jazzband, die sehr originell und vielseitig Folklore und Theater-Musik zu zeitgenössischem improvisierten Jazz verschmolz."

Donchev ist ein Spätzünder. So debütierte er zwar schon 1978 beim Jazztreffen in Sofia, musste aber fast zwei Jahrzehnte warten, bis ihn zunächst die Theatermacher als Talent wahrnahmen. Wenig später holten ihn die beiden bekannten Trompeten - Feingeister Kenny Wheeler und Tomasz Stanko ihn ihre Bands.Antoni Donchev

Donchevs Theatre Jazz kann längst für sich allein stehen wie alle substantielle Bühnenmusik. Dennoch, um ihren Ursprung zu orten und sie leichter erschließbar zu machen, hier ein paar Anmerkungen zu ihren Vorlagen. Da ist z.B. ein melancholisches Fragment aus Donchevs Theatermusik für Anton Cechovs Einakter "Haus Nr. 13", den sein bulgarischer Landsmann Steffan Moscov 1997 am Hamburger Thalia Theater mit Erfolg als "Partitur des Tragikomischen" inszenierte. Da hört man zu Beginn ein langsames, taumelndes Piano, dann Trompeten und eine brummende Tuba - und kommentieren die Verzweiflung der gefesselten Cechovschen Figuren.

Für eine zweite Moscov-Inszenierung hat Donchev, der langsame Bläser - Prozessionen arrangieren kann wie einst Gil Evans oder Oliver Nelson, verstörend poetische Musik geschrieben: Für die Bühnenfassung von Michail Bulgakows meisterhaften Roman "Meister und Margarita" (1966), der in diesem Sommer in einer Inszenierung von Frank Castorf bei den Wiener Festwochen zu sehen sein wird. Dazu findet Donchev die Töne, inszeniert das Drama auf seine ureigene Weise - filigran und mit viel Raum für poetische Intermezzi und ästhetische Bekenntnisse. Sicherlich ist Antoni Donchev eine der markantesten Erscheinungen des Festivals.

Besetzung:

Antoni Donchev (p),
Vladimir Karparov (tp, flh, corn),
Ventsislav Blagoev (sax),
Dimiter Tishey (cl),
Atanas Popov (dr)

 

Sommer-Trovesi-Schoof-Phillips

Günter ›Baby‹ Sommer, geboren 1943 in Dresden, verschmilzt rhythmische, melodische und harmonische Aspekte des Schlagzeugspiels. Nach seinem Studium nahm er Auftritte und Begegnungen mit vielen europäischen Avantgardisten des Free Jazz wahr. Mit der Zusammenarbeit von Tänzern, Choreographen und Schriftstellern hat er sein Spielkonzept erweitert. Seit 1995 lehrt er als Professor für Schlagzeug und Perkussion an der Musikhochschule seiner Heimatstadt.

Der Zaubermeister (Trovesi)(...) tanzt munter auf allen Hochzeiten,zu norditalienischer Folklore, zu Jazz, zu Rock, zu Renaissance-Tänzen wie Bergamasca, Follia, und Villanella. (Jazzthing)

Manfred Schoof (*1936) wurde in Deutschland durch seine kunstvolle Verbindung des Free Jazz mit Tendenzen der Avantgarde berühmt und machte sich als Interpret auch international einen Namen. Weniger bekannt ist, daß er eine klassische Ausbildung erhielt: Er studierte nicht nur Trompete und Klavier, sondern auch Komposition. Sein musikalisches Denken wurde besonders von seinem Kompositionslehrer Bernd Alois Zimmermann geprägt, so daß es nicht verwundert, daß Manfred Schoof auch in der klassischen zeitgenössischen Musik heimisch ist.Sommer-Trovesi-Schoof-Phillips

Barre Phillips, geboren 1934 in San Francisco, ist Komponist und Performer. In den 60er Jahren wirkte er maßgeblich an der Gestaltung des New Yorker Free Jazz und der Neuen Musik Szene mit. Konzerte und Aufnahmen mit Künstlern wie Coleman Hawkins, Eric Dolphy und anderen unterstreichen seine herausragende Bedeutung in der internationalen Jazzszene.

Besetzung:

Günter Baby Sommer (perc),
Gianluigi Trovesi (ts, bcl),
Manfred Schoof (tp),
Barre Phillips (b)

 

Jörg Hegemann Woogie Trio

Jörg Hegemann aus Witten, 1966 geboren, gehört zu den wenigen Pianisten, die sich ganz dem klassischen Boogie Woogie im Stile von Albert Ammons, Meade Lux Lewis und Pete Johnson verschrieben haben. Durch seine kraftvolle und mitreißende Art, Boogie Woogie zu spielen, begeistert er seit vielen Jahren sein Publikum. Im Jahre 1995 gründete Jörg Hegemann sein Boogie- Trio. Diese drei Ausnahrne- und Vollblutmusiker entwickeln zusammen einen Groove, dem sich niemand entziehen kann, der jeden Fuß "in Hörweite" zum mitwippen bringt und der weit und breit keinen Vergleich zu scheuen braucht.

Sein Boogie Woogie Express machte in den letzten Jahren Station bei vielen der großen Jazzfestivals (Dixielandfestival/Dresden, Jazz Band Ball/Wiesbaden, Jazz-Ralley/ Düsseldorf, Jazz-Ralley, Luxemburg etc.).Jörg Hegemann Woogie Trio Beim Jazzfestival Sarospatak in Ungarn, bei dem Jörg seit Jahren Stammgast ist, spielte er 1996 zusammen mit Joe Muranyi, dem berühmten Klarinettisten, der noch mit Louis Arrnstrong tourte 1m norwegischen Bergen spielt er regelmäßig zu den Finaltänzen eines internationalen Boogie-Tanzwettbewerbes.

Nach vielen Gastspielen im TV und ungezählten Konzerten zwischen Bad Reichenhall und Sylt zählt das Jörg Hegemann Boogie Trio mittlerweile zum Besten, was das Genre derzeit zu bieten hat.

Besetzung:

Jörg Hegemann (p),
Reinhard Kroll (b),
Carsten Aufermann (dr)

 


Kurz-Informationen

Datum: 12.04.2003
Beginn: 20:00 Uhr
Ort: Mittelsächsisches Theater
Kategorie: Konzert