Über uns

Wir sind die Interessengemeinschaft Jazzmusik (kurz: IG-Jazz) im StudentenwerkFreiberg.

Alljährlich finden im April die Freiberger Jazztage statt. Außerdem versuchen wir im Jahr je nach finanziellen Möglichkeiten 4 bis 8 weitere Konzerte zu organisieren. Die Konzertreihe wird in dankenswerter Weise

v.r.n.l: Eugen Trautzold, Gert Schmidt, Georg Schramm (Bürgermeister)
durch den Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen und die Stadt Freiberg gefördert.

Am 13.01.2013 erhielten Wolfgang Eugen Trautzold und Gert Schmidt den Bürgerpreis der Stadt Freiberg in Anerkennung ihrer Arbeit für die Freiberger Jazztage.

v.r.n.l: Eugen Trautzold, Gert Schmidt, Georg Schramm (Bürgermeister)

Unsere Geschichte

Schon in den sechziger Jahren galt die alte Bergbau- und Hochschulstadt Freiberg als eine Hochburg des Jazz. Viele bekannte Musiker dieses Genres gaben sich hier die Klinke in die Hand. Natürlich blieb alles im Rahmen der DDR-Szene, von einem Auftritt Edda Camerons abgesehen, die 1973 im Dom begeisterte.

Um das Jahr 1970 begann in Freiberg besonders unter den Studenten das Jazzfieber zu grassieren. Einige Enthusiasten beschlossen, ein Jazzfestival auf die Beine zu stellen. Gemeinsam mit dem Sender "Stimme der DDR" wurden die 1. Freiberger Jazztage organisiert. Eine wichtige Rolle spielte dabei das Freiberger Jazz Quintett, damals eine sehr beliebte Band. Sie trat in jenem Jahr erfolgreich bei dem Festival 1972 auf und wurde somit erst- und leider letztmals über den Äther gesendet. Als Highlight wurde das Prager Jazz Trio mit Jin Stivin geholt.

Ein Anfang war also gemacht, aber es dauerte bis 1975 ehe ein neuer, jazzbegeisterten Studentenclubchef federführend das nächste Festival organisieren konnte die 2. Freiberger Jazztage gingen dann vom 2. bis 4. April 1974 über die Bühne. Veranstalter war allein der Studentenclub. Auf der Bühne der "Alten Mensa" standen in jenem Jahr Gruppen wie "FEZ", "Synopsis", "Ulli Gumpert Big Band", "SUM" und die "Theo Schumann Combo" der Erfolg war gewaltig. Das auffallende und werbewirksame Plakat ist erhalten und hat eine gewisse Tradition mitbegründet - nämlich mit möglichst einfachen Mitteln, ohne viel Geld und auf laienkünstlerischer Basis für unsere Veranstaltungen zu werben.

1976 machte der Rundfunk der DDR Aufnahmen und das Ergebnis ist noch heute auf der Amiga-Platte von Ernst-Ludwig Petrowsky zu hören. Damals spielte Petrowsky gleich zweimal, zuerst im Sextett und am nächsten Tag im Trio mit Klaus Koch und Günter Sommer. Und deren "Wandertag in Freiberg" füllt immerhin eine ganze Plattenseite.

Mitte der siebziger Jahre begann der Jazz in der DDR etwas salonfähiger zu werden, und bald hatte jede Hochschulstadt, die etwas auf sich hielt, ihr mehr oder weniger bedeutendes Festival. Es entstand so etwas wie gesunde Konkurrenz. In dieser Zeit wurde es besonders wichtig, dass man internationale Gäste auf dem Plakat stehen hatte. Zunächst kamen die Musiker aus den "befreundeten Bruderländern", später standen dann Künstler aus dem Westen auf der Bühne.

1978 und 1979 machte das "Peter Brötzmann Trio" im "Großen Hörsaal" Furore. Die Euphorie jener Zeit gilt bis heute als legendär. Von nun an zierten viele Namen europäischer Spitzenmusiker die Plakate der alljährlichen Jazzfestivals. So waren Fred van Hove, Barre Phillips, Jay Oliver, Tony Oxley, Sirone, Phil Minton, Gunter Hampel, Willi Kellers, Friedhelm Schönfeld und Kent Carter hier.

Probleme gab es in all den Jahren viele, so war die Unterbringung der Musiker ein schwieriges Problem. Die zwei heruntergekommenen Hotels waren oft schon ausgebucht, so dass selbst international erlauchte Gäste mit einem Sofa bei diesem oder jenem Jazzclubmitglied vorlieb nehmen mussten. Dies hatte natürlich den Vorteil, dass dadurch ab und an in einer Gastwohnung noch eine kleine Jam Session stattfand. Oft mussten sich die Organisatoren beim Erstellen des Programmes unglaubliche Dinge einfallen lassen, um das Auge und das Ohr der Zensur zu umgehen. Da wurden Namen oder Nationalitäten geändert oder es wurden Gruppen, die als anrüchig galten, einfach vergessen zu melden. Um westliche Musiker zum Spielen bei Jam Sessions zu bewegen, musste die "Interhotelschlafpflicht" umgangen werden, da sich diese in den Bezirksstädten befanden. Vergessen waren all diese Widrigkeiten schnell, wenn ein gefüllter Saal Erfolg bescheinigte oder die Gäste von nah und fern des Lobes voll waren.

Von Niederlagen und Rückschlägen berichtet man nicht gern, aber auch ihrer wollen wir gedenken. So konnten 1991 keine Jazztage stattfinden, da in dieser Zeit wohl der kulturelle Tiefpunkt im Osten Deutschlands erreicht war. Der Jazzclub war vom Winde verweht und der Studentenclub rang ums überleben.

Um so höher ist es zu bewerten, dass sich einige Leute doch nicht entmutigen ließen und mit der Organisation eines Jazzfestes unter neuen Bedingungen begannen. Eine enorme Aufwertung erhielt das Ganze durch ein Angebot des Intendanten des Freiberger Stadttheaters, dieses Haus für Jazzkonzerte zu nutzen. Und mittlerweile möchten viele die gediegene Konzertatmosphäre im Theater nicht mehr missen. Seit einigen Jahren gibt es eine Jazzveranstaltung für Kinder also auch wir kümmern uns um Publikumsnachwuchs.

Das allgegenwärtige finanzielle Problem macht die Ausrichtung eines anspruchsvollen Programms natürlich immer wieder zu einer Herausforderung. Nach der Insolvenz des Studentenclubs im Jahre 2006 sprang dankenswerterweise das Studentenwerk als Träger für die IG Jazz ein und die Organisation des Festival ist damit erst einmal abgesichert. In den letzten Jahren ist es uns immer wieder gelungen, interessante Konzerte zu organisieren, z.B. mit Joachim Kühn Trio, Chris Jarrett, Tab Two, Klaus Doldinger und vielen anderen mehr.