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Julie Sassoon (GB)

Sie kam von der Klassik zum Jazz und von Manchester nach Berlin: Die britisch-jüdische Pianistin Julie Sassoon. Ihre deutschstämmige Familie, die im Dritten Reich vor der Nazi-Verfolgung nach England floh, hatte große Schwierigkeiten, Sassoons Umzug zu akzeptieren. Doch die Künstlerin hat noch nie den einfachen Weg gewählt. Auch für ihre Kreativität dauerte es eine Weile, bis sie den passenden Ausdruck fand. So studierte sie zunächst sowohl Musik als auch Malerei, bevor sie sich schließlich ganz auf die klassische Musik konzentrierte. Wirklich glücklich machte sie diese Wahl allerdings nicht.Julie Sassoon

"Immer drehte sich bei mir alles um Klassik, aber als ich die Universität abschloss, dachte ich: 'Ich höre gar keine klassische Musik.' Miles Davis, Joni Mitchell oder Stevie Wonder - das sind die Künstler, die ich liebe. Ich spielte also nicht die Musik der Menschen, von denen ich wirklich beeinflusst wurde."

Julie Sassoon entschied sich für einen radikalen Bruch, wandte sich von der Klassik ab und begann, Jazz zu studieren. Gleichzeitig fing sie mit eigenen Kompositionen an - ein Risiko, das sie gerne einging. Sie nehme nie die sichere Straße, sagt sie über sich selbst. Das Ergebnis sind wunderbar versponnene, fast schon mystisch wirkende Stücke wie etwa "New Life". Ihre Werke sind dabei immer Ausdruck dessen, was sie fühlt – auch und gerade in der Auseinandersetzung mit ihrer Mutter, die Sassoon als sehr dominant beschreibt. Sie sei orthodox erzogen worden, Religion habe eine große Rolle gespielt, sagt die Pianistin. Ebenso die Schoah: Die Eltern ihrer Großmutter wurden in Auschwitz ermordet, ihre Oma konnte zeit ihres Lebens nicht darüber sprechen, ohne zu weinen. So war der Holocaust zwar immer präsent – allerdings ohne, dass die Familie wirklich über ihn sprach.

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Kurz-Informationen

Datum: 26.04.2014
Beginn: 17:00 Uhr
Ort: Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg
Kategorie: Konzert